Auf den Spuren von Silbermann und Trost - Orgeln in Mitteldeutschland

Studientagung führte zu bedeutenden Stätten des mitteldeutschen Orgelbaus

Die diesjährigen Studientagung führte vom 16. bis 19. Juni 2022 mit 11 Teilnehmenden nach Sachsen und Thüringen.
Auf dem Programm stand der Besuch bedeutender Kirchen mit Orgeln der Orgelbauer Silbermann, Trost u.a.

 

Tag 1 - Erfurt Büßleben

Noch auf der Hinreise erwartete die Teilnehmenden die erste Station - die Petrikirche Erfurt-Büßleben mit ihrer berühmten Stertzing-Orgel.
Die Stertzingorgel in Büßleben ist die einzige Orgel in Erfurt und Umgebung, die aus der Zeit um 1700 noch erhalten ist. Mit ihren 28 Registern ist sie sogar in ganz Thüringen in ihrer Größe die Älteste.

 

Tag 2 - Frauenstein und Freiberg

Der erste vollständige Tag wartete gleich mit mehreren Instrumenten auf. Am Vormittag stand der Besuch des Silbermann-Museums in Frauenstein auf dem Programm.

 

Im Anschluss daran folgte ein Besuch in Freiberg mit den bedeutenden Orgeln im Dom sowie in der Petrikirche.
Die Orgel im Freiberger Dom vollendete Gottfried Silbermann 1714 als sein erstes großes Orgelwerk. Seit Jahrhunderten kaum verändert und original erhalten, gilt sie heute als berühmteste Barockorgel der Welt.

 

Die Petrikirche erhielt 1735 ihr Orgelwerk von Gottfried Silbermann.

 

Tag 3 - Dresden

Auch der nächste Tag bot berühmte Beispiele mitteldeutscher Orgelbaukunst. An diesem Tag führte die Reise nach Dresden, wo das Tagesprogramm in der imposanten Frauenkirche begann. 1732 bis 1736 errichtete Gottfried Silbermann in der damaligen Frauenkirche eine dreimanualige Orgel mit 43 Registern. Der Prospekt stammte von George Bähr und Johann Christian Feige. Dieses Instrument ging 1945 mit der Kirche gemeinsam unter.
Nach dem Wiederaufbau der Kirche errichtete die Orgelbaufirma Daniel Kern ein neues Werk. Nach heftigen Diskussionen und einem regelrechten "Orgelstreit" entschied man sich für eine Lösung, die zwei unterschiedliche Konzepte des gegenwärtigen Orgelbaus verbindet: die historisierende Stilorgel und die stilübergreifende Universalorgel.
Somit verfügt die neue Orgel über 67 Register auf vier Manualen und Pedal und wurde im September 2005 fertiggestellt.

 

Am Mittag folgte der Besuch in der Dresdener Kathedrale (ehemals Katholische Hofkirche) zum Orgelkonzert mit Hans-Jürgen Scholze, der über Jahrzehnte bis zum Eintritt in den Ruhestand Organist an der dortigen Silbermannorgel war. In der Kathedrale befindet sich eine von Gottfried Silbermann konzipierte Orgel, die nach seinem Tod von seinen Schülern fertig gebaut wurde. Sie ist das späteste und zugleich einzige erhaltene der ehemals vier Werke des Meisters in Dresden.
Höchst informativ und unterhaltsam erläuterte Hans-Jürgen Scholze im Anschluss an das Konzert Geschichte und Konzept des Instrumentes.

 

Der Nachmittag führte die Teilnehmenden noch nach Dresden-Strehlen in die dortige Christuskirche. Von der Dresdener Orgelbaufirma Jehmlich wurde dort 1905 eine große spätromantische Orgel errichtet. Klanglich ist das Instrument von der deutschen Romantik geprägt. Die zahlreichen Register in Äquallage und Spielhilfen ermöglichen ein stufenloses Registercrescendo mit charakteristischen Einzelstimmen und einem transparenten Gesamtklang.
62 Register (einschließlich sieben Hochdruckregister) sind auf drei Manuale und Pedal verteilt und werden durch pneumatische Kegelladen angespielt. Die Orgel verfügt heute über 4140 Pfeifen und ist damit die drittgrößte Orgel in Dresden.

 

Tag 4 - Waltershausen

Der vierte und letzte Tag sollte vor der langen Rückreise im Zeichen von Tobias Heinrich Gottfried Trost stehen. Die Trost-Orgel der Stadtkirche Waltershausen ist ein herausragendes Beispiel des Thüringer Orgelbaus des 18. Jahrhunderts. Mit 47 Registern auf drei Manualen und Pedal ist sie die größte Barockorgel in Thüringen.

 

Nach vier inhaltlich prall gefüllten Tagen ging es danach auf die Rückreise ins Rheinland. Es waren beeindruckende Tage mit imposanten Orten und den berühmtesten Instrumenten des mitteldeutschen Orgelbaus.

Wir bedanken uns bei allen ortsansässigen Kollegen, die uns "ihre" Orgel höchstpersönlich, mit viel Sachkenntnis, Humor und großem Engagement nahegebracht haben.

 

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+ + +SAVE THE DATE + + +

Schon jetzt laden wir herzlich ein zur nächsten Studientagung, die in der Zeit vom 08. bis 11. Juni 2023 stattfinden wird.
Auf dem Programm stehen bedeutende Orgeln in Wien und Umgebung.

Weitere Informationen hierzu folgen bald.